Diebstahlschutz war schon immer eine der obersten Prioritäten von Einzelhändlern und ist heute wichtiger denn je. In einer aktuellen Studie der US-amerikanischen National Retail Federation (NRF) gaben 57 % der Einzelhändler an, dass die organisierte Einzelhandelskriminalität im Zuge der Coronapandemie zugenommen habe; weitere 50 % berichteten von einem Anstieg im Bereich Ladendiebstahl.

Was also können Einzelhändler gegen den zunehmenden Warenschwund tun? Herkömmliche Methoden wie das Aufstocken von Sicherheitspersonal sind kostspielig und könnten Kunden das Gefühl vermitteln, die Filiale sei nicht sicher. Videoüberwachung hat den Nachteil, dass Einzelhändler erst reagieren können, wenn es schon zu spät ist. Verhindern kann sie Diebstähle im Regelfall nicht.

Glücklicherweise gibt es eine Technologie, die sich relativ schnell und einfach implementieren lässt, und dafür lässt sich sogar die vorhandene Kamerainfrastruktur nutzen. Diese Technologie nennt sich Computer Vision und ist zukunftsweisend in Sachen Diebstahlschutz.

Computer Vision klingt vielleicht wie Science-Fiction oder Zukunftsmusik, aber sie ist bereits sehr real – und bringt in nahezu jedem Aspekt des Einzelhandels äußerst effektive Verbesserungen mit sich. Doch was genau ist Computer Vision eigentlich? IBM liefert eine präzise Definition:

Computer Vision ist ein Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI), die es Computern und Systemen ermöglicht, aussagekräftige Informationen aus digitalen Bildern, Videos und anderen visuellen Daten zu ziehen – und auf Basis dieser Informationen zu reagieren oder Empfehlungen auszugeben. Wenn KI Computern zum Denken verhilft, so verhilft Computer Vision ihnen zum Sehen, Beobachten und Verstehen.

Mit anderen Worten: Computer Vision ist das „Auge“ eines Machine-Learning-Systems. Anstatt statische Daten aus einer Tabellenkalkulation zu verarbeiten, kann das ML-System damit Daten aus Videos in Echtzeit analysieren. Das eröffnet dem stationären Einzelhandel in vielerlei Hinsicht neue Möglichkeiten:

• Erstellen von Zonen-Heatmaps anhand der tatsächlichen Laufwege von Kunden, um die Warenplatzierung zu optimieren
• Messen von Kundenfrequenz, Passantenzahl, Begutachtung von Auslagen, Verweildauer und vielem mehr
• Erkennung von Waffen, Masken und aggressivem Verhalten
• Optimierung filialinterner Werbung
• Verwaltung des Warenbestands
• Unterstützung beim Auffüllen von Waren und der Einhaltung von Audit-Planogrammen

Der wohl spürbarste und unmittelbarste Effekt zeigt sich jedoch im Bereich des Diebstahlschutzes.

Wir bei Sensormatic Solutions kennen uns mit dem Thema Diebstahlschutz aus. Schließlich erfand unser Gründer in den 1960er-Jahren das erste elektronische Warensicherungsetikett (EAS). Auch heute noch sind wir führend im Bereich EAS-Technologie, doch schon jetzt ist absehbar, dass sich Videosysteme in Kombination mit Computer Vision rasant zum Diebstahlschutz der Zukunft entwickeln. Das heißt nicht, dass EAS-Technik bald Geschichte ist – im Gegenteil. Vielmehr wird sie durch Computer Vision und deren Vorteile ergänzt und dadurch effektiver.

Also was genau kann Computer Vision leisten?

Betriebsinternen Diebstahl verringern

Über die Hälfte der Einzelhändler geben an, dass der Kampf gegen internen Diebstahl in den letzten fünf Jahren stärker in den Vordergrund gerückt ist. 44 % der Einzelhändler zufolge hat interner Warenschwund im Zuge der Pandemie zugenommen. Wenn es auch bei Ihnen schon zu Mitarbeiterdiebstahl kam – oder sie es zumindest vermuten – kann Computer Vision der Schlüssel im Kampf gegen dieses Problem sein. Mit einer auf den Point-of-Sale gerichteten Kamera kann Computer Vision Anomalien während des Kassiervorgangs erkennen (Bsp.: Artikel werden nicht gescannt oder von ungescannten Artikeln werden die Etiketten entfernt) und sofort eine Warnmeldung ausgeben. Es geht darum, unzulässiges Verhalten der Mitarbeiter aufzudecken, beispielsweise wenn das Etikett von einem Artikeln entfernt, der Artikel aber nicht gescannt wird.

Weniger Warenschwund an SB-Kassen

SB-Kassen entwickeln sich in vielen Einzelhandelssektoren zum Standard, nicht zuletzt weil sie Kunden das schnelle und bequeme Bezahlen ermöglichen und den Personalaufwand für Einzelhändler reduzieren. Der Nachteil ist aber ein hoher Umsatzverlust durch Betrug beim eigenständigen Scannen. In einer Umfrage aus dem Jahr 2018 gaben 20 % der Verbraucher zu, schon einmal Artikel gestohlen zu haben, indem sie an SB-Kassen nicht alle Artikel scannten. Von jenen, die sich zu dieser Form von Ladendiebstahl bekannten, gaben 50 % eine mangelnde oder komplett fehlende Sicherheitsüberwachung als Grund für ihr Handeln an. Eine ältere Studie von 2015 ergab, dass auf 21 Millionen US-Dollar Jahresumsatz über SB-Kassen Waren im Wert von 850.000 US-Dollar kamen, die nicht bezahlt wurden. Bedenkt man, wie viel stärker SB-Kassen heute im Vergleich zu 2015 verbreitet sind, kann man sich ausrechnen, wie viel Ware heute den Laden ohne Bezahlung verlässt.

Mit Computer Vision jedoch kann eine über dem SB-Terminal installierte Kamera nicht nur erkennen, wenn Artikel nicht richtig gescannt werden, sondern auch das Diebstahlschutzpersonal der Filiale sofort alarmieren.

Organisierte Einzelhandelskriminalität und Bestandslücken bekämpfen

Die organisierte Einzelhandelskriminalität ist auf dem Vormarsch, das macht sich auch im Geschäftsergebnis von Einzelhändlern bemerkbar. Fast 70 % aller stationären Einzelhandelsfilialen berichteten von einem erhöhten Diebstahlaufkommen während der Pandemie. Schätzungen der US-amerikanischen Non-Profit-Organisation CLEAR (Coalition of Law Enforcement and Retail) zufolge verzeichnen Einzelhändler durch organisierte Diebesbanden jedes Jahr Verluste in Höhe von 45 Milliarden US-Dollar. Das ist eine enorme Summe an entgangenem Umsatz, doch Computer Vision verspricht Abhilfe.

Aber wie genau?

Eine Möglichkeit ist, Bestandslücken im Regal zu erkennen. Bei diesen sogenannten „Shelf Sweeps“ räumen Ladendiebe auf einmal ganze Regale leer. Eine weitere Möglichkeit ist, ungewöhnlich große Gruppen von Personen zu erkennen, die ein Geschäft betreten oder sich im Laden bilden. Dies ist ein gängiges Muster von Diebesbanden und dient dazu, das Verkaufspersonal einzuschüchtern oder den eigentlichen Dieb abzuschirmen und so vor den Augen des Personals oder vor den Kameras zu verbergen. In beiden Fällen kann Computer Vision dies erkennen und Security-Mitarbeiter sofort alarmieren, damit diese eingreifen und den Diebstahl verhindern können.

Schutz von Kunden auf Parkplätzen

Die kriminellen Machenschaften hören jedoch nicht am Ladenausgang auf – oft finden sie auch auf Parkflächen statt. Dabei lauern die Diebe auf dem Parkplatz Personen auf, die sich leicht überwältigen lassen, oder nehmen Kunden mit Waren, die sich schnell weiterverkaufen lassen, ins Visier. Wenn Sie Ihre Parkfläche mit Computer-Vision-Technologie auf ungewöhnlich lange Parkzeiten überwachen, können Ihre Security-Mitarbeiter schnell eingreifen. Damit schützen Sie nicht nur die Kunden, sondern auch den Ruf Ihrer Marke und bewahren sich vor teuren Haftungsprozessen.

Dauerhaften Aufenthalt von Personen verhindern

Einzelhandelskriminalität endet auch nicht mit Ladenschluss. Um Einbrüche zu verhindern, kann Computer Vision Personen oder Gruppen erkennen, die sich nach Ladenschluss lange vor einem Geschäft aufhalten, und – natürlich – das Wachpersonal informieren.

Bei all diesen neuen Funktionen ist es sicher sehr aufwändig, Computer Vision in all Ihren Filialen zu implementieren, meinen Sie? Da können wir Sie beruhigen. Die meisten Computer-Vision-Technologien – einschließlich unserer – können auf bereits vorhandene Kamerainfrastrukturen aufgesetzt werden und erfordern relativ wenig Rechenleistung. Dadurch lässt sich die Technologie schnell bereitstellen und kostengünstig betreiben.

Klingt gut, oder?

Dies ist nur ein kleiner Einblick in all die Vorteile, die Computer Vision für den Bereich Diebstahlschutz – und den Einzelhandel im Allgemeinen – bietet. Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, wie diese unverzichtbare Technologie bei Einzelhändlern für höhere Effizienz und bessere Geschäftsergebnisse sorgen kann, angefangen von besseren Filiallayouts und optimierten Einkaufserlebnissen bis hin zur Erkennung von Personen von Interesse und Überwachung von SB-Kassen. Wenn Sie sich ausführlich informieren möchten, empfehlen wir unseren Bericht „Computer Vision und die Zukunft des Einzelhandels: bessere Shopper Experience, besserer Diebstahlschutz und optimierter Betrieb“.